Sobald wir in einer Beziehung sind, werden wir gefordert – können wir das aushalten? Haben wir genug Kraft um der anderen Person begegnen zu können? Können wir darauf vertrauen innerlich vollständig zu bleiben? Sobald wir mit anderen Menschen in Beziehung treten, bemerken wir sofort, wie in uns ein innerlicher Prozess abläuft, der unsere gesamte Person erfasst. Oder bemerken wir es nicht? Sind wir etwa noch gar nicht in Beziehung? Beziehung heißt, von der anderen Person beeinflusst zu sein. Es heißt, sich berühren zu lassen. Es heißt in einen wechselseitigen empathischen Austausch einzutreten. Wir übernehmen dabei Verantwortung für den anderen Menschen, denn ab diesem Moment ist uns nicht mehr gleichgültig, was mit ihm oder ihr geschieht. Wir machen uns dabei auch verletzlich. Sind wir wirklich bereit dazu? Sind wir bereit, der anderen Person lange in die Augen zu sehen, bis wir diese Berührung bemerken? Sind wir bereit, diesen Vorgang auszuhalten ohne zu wissen wohin genau er führen wird? Können wir uns selbst vertrauen, die Erfahrungen und Gefühlsänderungen, die sich dadruch in uns ergeben, für uns passend verarbeiten zu können? Denn im gleichen Augenblick geschieht Ähnliches bei der anderen Person. Sind wir stark genug mit den Reaktionen umgehen zu können? Sind wir schon stark genug dafür, oder müssen wir zu unserem Schutz die Verbindung abbrechen? Was geschieht dabei mit der Beziehung? Läuft sie dann noch weiter, oder ist sie unterbrochen? Kommt sie überhaupt zu stande? Wir übernehmen Verantwortung auch für uns selbst. Haben wir dafür ausreichend Kraft? Woran können wir das erkennen? Wie laufen unsere Beziehungen ab? Gibt es ein erkennbares Muster? Können wir an jeder Stelle zu uns stehen und eine kraftvolle Haltung einnehmen? Sind wir in Beziehungen an unserem Platz oder spielen wir eine Rolle?
Aufstellen bedeutet in Beziehung zu kommen, sich in Beziehung wahrzunehmen, einen Prozess zuzulassen, der uns genau zeigt, wo wir gerade stehen. Und Aufstellen hilft, eine kraftvolle Haltung einzunehmen. Es zeigt uns, wo Unterstützung zu finden ist, und wie Beziehungen getragen werden können. Es hilft uns, eine innere Ausrichtung einzunehmen, die uns erlaubt in Beziehung bleiben zu können, die uns erlaubt den erforderlichen Mut aufzubringen anderen Menschen in ihrer gesamten Tragweite zu begegnen. Aufstellen ist ein Training genau dafür. Wir üben die erforderlichen Schritte und lernen dabei kraftvoll mit anderen Menschen verbunden zu sein. Wir lernen gleichzeitig Mechanismen zu verstehen, die in uns und den anderen Menschen wirken, sobald wir eine Verbindung aufnehmen. Und wir lernen, daraus tragfähige Verbindungen zu entwickeln.
Was bedeutet es konkret, diese Verantwortung tragen zu können? Es bedeutet in jedem Moment zu wissen, nicht alleine zu sein. Es bedeutet, genau das auf einer tiefen Ebene zu spüren. Es bedeutet zu wissen, dass jemand da ist, wenn man selbst gerade zu schwach ist oder Trost benötigt. Dann ist auch die Kraft da, die andere Person mit all dem, was sie mitbringt, annehmen zu können. Dann ist die Kraft vorhanden eine Unterscheidung treffen zu können, zwischen einem selbst und der anderen Person – gleichzeitig in Verbindung und doch eigenständig. Empathisch verbunden und gleichzeitig unabhängig. Und vielleicht werden unsere Beziehungen in der Folge reicher und tragfähiger, vielleicht werden wir dadurch ein Stückchen vollständiger. Und vielleicht erleben wir dadurch Glück, in einer ganz neuen Erfahrung.